© Musik-Kita Detmold © Eva Maria Richter

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Völkel, Barbara

Standpunkt: Singen – Spielen – Lernen

Mit Wiederholungen ein Liedrepertoire erarbeiten

erschienen in: Musik, Spiel und Tanz 2024/02 , Seite 6

In der frühkindlichen Bildung ist Musik mit Singen, Spielen, Tanzen ein wesentlicher Bereich und wichtig für die Entwicklung. Darin sind sich die Fachleute einig. Wie aber lernen Kinder? Ideen und Anregungen dafür, wie sich Wiederholungen und Variationen in der musikalischen Praxis sinnvoll nutzen lassen, zeigt der nachfolgende Beitrag auf.

Beim Lernen werden im Gehirn Nervenzellen aufgebaut. Je öfter zwei Nervenzellen miteinander kommunizieren, umso stärker und dauerhafter wird ihre Verbindung. Für nachhaltiges Lernen ist darum Wiederholung unerlässlich. Manfred Spitzer formuliert es so: „Dinge passieren immer wieder und dadurch lernt man.“ Er ist Neurobiologe und sagt, dass das Gehirn immer lernt, keine Einzelheiten speichert, sondern Regeln. Und das gemeinsame Singen bedarf vieler Regeln, wenn es gelingen soll.

Ein Praxisbeispiel

Gleichbleibende Wiederholungen
Singe ich mit Gruppen im Kindergarten, zählt es zu meinen Ritualen, dass jedes Kind nach dem Begrüßungslied Namen singen (HB 1–2 + S. 8) seinen Namen singt, den alle singend wiederholen. Das einzelne Kind erhält dabei Aufmerksamkeit und wird zusätzlich eigenständig aktiv. Dieses Ritual führe ich mit 3- bis 4-jährigen Kindern ein. Dabei habe ich mir angewöhnt, auf jedes Kind zu zeigen und es zwischendurch persönlich mit dem Vers Namen singen mit Frage anzusingen (S. 8). Es ist schön zu beobachten, wie nach und nach alle Kinder die Geste übernehmen und mit mir singen. Und sie genießen es, dass sie dabei selbst kurzzeitig im Mittelpunkt stehen. Als Ritual wird diese Form jedes Mal wiederholt. Versuche ich, auf die persönliche Ansprache zwischen dem Singen des Namens zu verzichten und damit das Ritual zu verkürzen, gelingt dies in der Regel nicht – obwohl die Kinder inzwischen mit mir gut vertraut sind. Sie fordern weiterhin den Zwischensatz ein und stimmen ihn selbst an. Ich erlebe dadurch, wie viel Geborgenheit und Sicherheit ihnen die im Ritual so oft in gleicher Weise wiederholte „lange Form“ gibt. Rituale sind sinnvoll, um sicher neuronale Netzwerke im Gehirn auszubilden. Sie bleiben im Ablauf gleich und sind gerade mit jüngeren Kindern schwer veränderbar. Daran wird die tiefe Verankerung im Gehirn eines oft wiederholten Erlebens deutlich.

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