©iStockphoto.com/Sven

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Ostertag, Andrea

Standpunkt: Nur was für Mädchen?

Wie die Tanzerziehung auch Jungen erreichen kann

erschienen in: Musik, Spiel und Tanz 2019/02 , Seite 6

Dass Luisa, Sophie und Hanna im Kindergarten und in der Musikalischen Früherziehung tanzen, ist für die meisten Eltern und PädagogInnen selbstverständlich. Doch was ist mit Emil, Bente und Edi? Ist auch für sie ein gezieltes Tanz-Angebot das Richtige? Gar zu häufig tauchen überholt geglaubte geschlechtsspezifische Rollenbilder auf, wenn es um das Tanzen geht.

Dabei war und ist Tanz von jeher auch Teil der männlichen Kultur und Erziehung. Dennoch stellen sich bei Eltern und PädagogInnen gelegentlich Zweifel ein, ob und wie Jungen an das Tanzen herangeführt werden sollen.

Tanz und traditionelle Rollenbilder

Bei Kindern unter vier Jahren stellt sich die Frage nach einer bestimmten Ästhetik des Tanzens und seiner Berechtigung in unserer Kunstwelt noch nicht. Dies ändert sich jedoch häufig, wenn Kinder in den Kindergarten gehen. Traditionelle Rollenbilder werden deutlicher sichtbar und gerade der Tanz ist in unserer westlichen Gesellschaft nach wie vor stark durch traditionelle Rollenbilder geprägt. Als Unterrichtende haben wir die Chance, die Freude und das Interesse am Tanz zu wecken, die Kinder schöpferisch und ihren eigenen Ausdruck im Tanz stärkend zu unterstützen, ohne hierbei Rollenbilder zu bedienen und den Tanz auf wenige, nicht repräsentative Facetten zu beschränken.

Im Kleinkindalter

Musik, Sprache und Tanz sind für ein Kleinkind untrennbar miteinander verbunden. Handlungen, Gesten und Spiel werden mit stimmlichen Äußerungen begleitet, die Lust am Spielen mit Lauten und Sprache und verschiedenste musikalische Aktivitäten unterstützen die Entwicklung der Fein- und Grobmotorik. Sie fördern die gesamte Entwicklung des Kindes auf mentaler und physischer Ebene. Bewegungserfahrung hat ihren Anfang in gemeinsamen Spielen mit Bezugspersonen. Das können Kniereiter und Fingerspiele sein, in die Luft geworfen und wieder aufgefangen werden, das Balancieren genauso wie das Spiel mit dem Ball. Kinder erforschen sich jedoch auch selbst. Sie rollen und krabbeln, ziehen sich hoch und wippen in den Knien – oft angeregt durch Musik, die aus dem Lautsprecher erklingt. Hier setzt die Tanzerziehung an. Nimmt das Kind dann später an einer Musikalisch-Tänzerischen Früherziehung teil, so lernt es dort unter anderem, seinen Körper zu rhythmischer und klanglich anregender Musik zu bewegen. Die Musik ist Motivator, Triebfeder für Bewegung und Tanz.

Musik und Bewegung von Anfang an

Rhythmus begleitet uns schon im Mutterleib. Nicht nur die Klänge, die von außen für das ungeborene Kind hörbar sind, sondern auch die Geräusche des mütterlichen Organismus beruhigen oder regen an. Mit rhythmischen Schaukelbewegungen herumgetragen zu werden, in einer Hängematte oder Babywiege zu liegen oder in einem Tragetuch jede Bewegung des Tragenden mitzuerleben – die ersten Bewegungserfahrungen außerhalb des Mutterleibs sind geprägt von Rhythmus und Wiederholung. Hier ist noch keine Vorliebe für bestimmte Bewegungsarten, die als geschlechtsspezifisch bezeichnet werden können, erkennbar.

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