© Ursula Markus

© Ursula Markus

Bruns, Friedhelm

Standpunkt: Große Klänge, kleine Ohren

Kinder lernen die Orgel kennen

erschienen in: Musik, Spiel und Tanz 2024/03 , Seite 6

Tausende Pfeifen aus Holz und Metall erklingen, wenn Organist:innen im wahrsten Sinne des Wortes mit Händen und Füßen an einer Orgel musizieren. Die Klanggewalt und Größe dieses Instruments haben es in sich, der Aufbau einer Orgel beeindruckt Jung und Alt. Besonders für Kinder gibt es immer mehr Vermittlungsangebote, die mit allen Sinnen dazu anregen, die Orgel zu entdecken.

Die Orgel, die sogenannte „Königin der Instrumente“, ist ein Instrument, bei dem schnell der Gedanke entstehen könnte, dass es für Kinder nicht interessant sei. Das mechanische Wunderwerk sei für Kinderohren „viel zu laut“, es könnte „zu kompliziert“ für sie sein. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Seit vielen Jahren begegnen immer mehr Kinder auf der ganzen Welt dem mechanischen Musik-Wunderwerk. Möglich gemacht wird das durch verschiedene Konzepte, Projekte und Initiativen, die entwickelt, organisiert und durchgeführt werden, um Kinder auf Augenhöhe an die Orgel heranzuführen – mit großem Erfolg, wie aus dem nun folgenden Überblick an verschiedenen Vermittlungsangeboten und -konzepten von Orgel und Orgelmusik für Kinder deutlich wird. Ausgehend von den Vermittlungsangeboten sollen darüber hinaus Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie Kinder das Instrument spielerisch erleben und entdecken können.

„Orgelbauer Fröhlich“
Seit 2019 organisiere und veranstalte ich international Orgelkonzerte für Kinder in der Rolle des Orgelbauers Fröhlich. Der kommt ursprünglich aus dem Ort „Ganz weit weg“ und platzt auf einmal mitten in die Kirche, um einen Blick auf die Orgel zu werfen. Dabei trifft er auf Kinder und Familien, die ihn mit großen Fragezeichen in den Augen anschauen, denn eigentlich soll nun ein Konzert stattfinden. Spontan entschließt sich Orgelbauer Fröhlich dazu, zusammen mit der Organistin oder dem Organisten die Orgel dem Publikum auf eine spielerisch-interaktive Art und Weise während des Konzerts zu vermitteln:
Wie wird so eine Orgel eigentlich gespielt? Von wem wird sie überhaupt gespielt? Warum braucht man zum Spiel der Orgel besondere Schuhe? (Spiel der Pedale mit den Füßen) Was hat es mit diesen „Knöpfen und Stäben“ (Registern) auf sich, die sich rundherum um die „Klaviere“ (Manuale) befinden? Und was versteckt sich in den beiden mysteriösen Köfferchen, mit denen Orgelbauer Fröhlich in die Kirche gekommen ist?
Auf diese und noch viele weitere Fragen sucht er zusammen mit den Kindern und Familien Antworten (siehe auch Kleine Orgelkunde, S. 9–10).
Während des Konzerts hört das Publikum außerdem auf einem künstlerisch exzellenten Niveau Orgelstücke von verschiedenen Komponist:innen aus unterschiedlichen Epochen, gespielt vom Organisten / von der Organistin der Kirche.
Das Orgelkonzert für Kinder dauert insgesamt 45 Minuten und kann öffentlich in Form eines Familienkonzerts oder in Form von Schulklassenkonzerten stattfinden. Bis zu vier (Vor-)Schulklassenkonzerte können an einem Vormittag hintereinander gespielt werden. Das Konzertprogramm richtet sich an Kinder im Alter zwischen 4 und 12 Jahren.
In der Rolle des Orgelbauers Fröhlich erreichte ich im gesamten deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) bisher tausende Kinder und Familien. Mein Orgelkonzert für Kinder führte mich u. a. zur Riesenorgel im Stephansdom Wien oder zur Hildebrandt-Orgel in der Stadtkirche St. Wenzel Naumburg. Öffentliche Fernsehsender wie das ZDF oder der Westdeutsche Rundfunk haben meine Orgelkonzerte für Kinder begleitet und portraitiert.

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