© istockphoto.com/FatCamera

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Gschwendtner, Claudia

Standpunkt: Ästhetische Bildung

Musik und Tanz als sinnliche Erfahrung

erschienen in: Musik, Spiel und Tanz 2022/03 , Seite 6

Musik und Tanz ermöglichen Kindern Erfahrungen mit vielen Sinnen; dabei können Prozesse ästhetischer Bildung entstehen. Im Mittelpunkt stehen individuelle Wahrnehmungen und Empfindungen. Wenn es gelingt, „Eigensinniges“ zuzulassen, erfahren auch die pädagogischen Fachkräfte viel darüber, wie die Kinder ihre Welt wahrnehmen und verstehen.

Ästhetische Bildung

Ästhetische Bildung im pädagogischen Kontext nimmt Bezug auf die Aisthesis, auf die sinnliche Wahrnehmung: Es geht um das „Be-greifen“ mit allen Sinnen, um die Verarbeitung der Sinneseindrücke und um ein Verstehen der Welt über die sinnliche Erforschung. Dieses Verstehen wird im Kita-Alltag vor allem durch Kooperation, Spiel, Experiment und eine gute Fachkraft-Kind-Interaktion möglich. Die ästhetische Bildung möchte Erfahrungen und Beobachtungen in der vertrauten Umgebung den Kindern mit vielen Sinnen ermöglichen. Wie Kinder Musik, Spiel und Tanz in ihrer Umgebung erfahren und erleben, ist nicht zuletzt von unterschiedlichen kulturellen Prägungen und Angeboten abhängig. Die ästhetische Bildung ist kein in sich geschlossener Bildungsbereich, sondern durchzieht sämtliche Situationen des Alltags. Durch Beobachtung der Spielsituationen gelingt es PädagogInnen immer wieder, der ästhetischen Erfahrung Raum zu geben.
Hierzu ein Beispiel: Ein Kind findet eine Rassel im Gruppenraum. In theoretischer Einstellung fragt die Erzieherin: „Wem gehört diese Rassel? Wie kommt sie hierher?“ In moralisch-praktischer Einstellung fragt sie: „Räumst du die Rassel wieder auf? Darfst du mit der Rassel spielen?“ In der ästhetischen Einstellung würde sie das Kind fragen: „Du hast eine Rassel entdeckt! Was geschieht, wenn du die Rassel schüttelst? Ist sie leicht oder schwer? Wie klingt sie wohl, wenn du damit tanzt?“ Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass es das Ziel ist, musikalisch-ästhetische Erlebnisräume zu schaffen, bei denen sinnliche Erfahrungen zum Ausgangspunkt für die Bildung und Entwicklung werden.

Vier Erfahrungsfelder

Im musikalisch-ästhetischen Bezug geht es um sinnhafte, erfahrungsorientierte und verstehende Aktivitäten. Eine Aneignung von Musik durch sinnliche Erkenntnis kann in mindestens drei Formen vollzogen werden: hörend, handelnd und übertragend in nicht-klangliche Ausdrucksformen. Geht man von der alltäglichen Welt kindlichen Erlebens aus, so findet man folgende vier Erfahrungsfelder, die mit ästhetischer Selbst-Bildung in Zusammenhang gebracht werden können.

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