© Nieke Böhm

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Funk, Jutta

Standpunkt: Auf die Haltung kommt es an

Nachdenken über Körpersprache in der Musikerziehung

erschienen in: Musik, Spiel und Tanz 2019/03 , Seite 6

Kennen Sie das auch? Sie sind bestens vorbereitet für eine Liedeinführung, sitzen mit den Kindern im Kreis, haben die einzelnen methodischen Schritte, den Liedtext und die Liedmelodie „im Kopf“ und wollen hoch motiviert anfangen. Doch schon nach wenigen Minuten verschiebt sich die gespannte, freudige Erwartung der Kinder hin zu einer gewissen Unruhe und Ablenkungsbereitschaft. Was ist passiert?

Eine Situation wie diese verunsichert jede Lehrkraft und gibt Anlass, die eigene Haltung zu reflektieren. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Körpersprache im Dialog mit den Kindern eine tragende Rolle spielt.

Körper-Sprache

Wie, der Körper kann sprechen? Ist Sprache denn nicht an den Einsatz der Stimme gebunden? Tatsächlich übernimmt die Stimme nur einen kleinen Teil unserer Kommunikation und zum gesprochenen Wort kommt die nonverbale Kommunikation hinzu. Unser Körper spricht immer, sendet Signale, nonstop, bewusst und unbewusst. Die Stimme kann schweigen – der Körper nicht.
Körpersprache umfasst mehr als nur die Motorik. Sie ist vielschichtig und immer „auf Sendung“. Gerade als Lehrperson ist es hilfreich, wenn wir uns der Dominanz
Kennen unseres körperlichen Handelns bewusst sind. Auch die Stimme ist Teil unserer Körpersprache. In Verbindung mit einem gespannten, harmonisierten Körpertonus kann sie zu einem wohlklingenden Träger von Informationen werden.

Äußere Haltung – Körpersignale

Der Körper spricht, bevor wir überhaupt ein Wort gesagt haben. Allein durch Größe, Haarfarbe, Augenfarbe, Hautfarbe und Kleidung sendet er Botschaften aus. Das äußere Erscheinungsbild liefert – ob wir wollen oder nicht – die ersten Informationen über eine Person.
Mit Gesten, Körperhaltung, Gang, Stimmlage und Mimik bekommt der Körper zusätzlich eine lebendige Dimension – und vermittelt eine persönliche Note. Manche Menschen können wir schon aus weiter Entfernung an ihrer Gestik und ihren Bewegungen erkennen.
Körpersignale können bewusst eingesetzt werden. Es gibt sogenannte genormte Signale, die international verständlich sind, z. B. der erhobene Zeigefinger (Achtung, aufpassen) oder das Kreuzen der ausgestreckten Arme über dem Kopf (Gefahr). Es gibt auch die ganz persönlichen Gesten, die eine Person charakterisieren und Botschaften individuell vermitteln. Ein Beispiel dafür ist die „Raute“ von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Schon an der Gestik der Hände, bei der sich die Fingerspitzen vor dem Körper berühren, ist die Bundeskanzlerin zu erkennen. Welche Botschaft vermittelt sie damit nach außen, und gibt ihr diese Geste Sicherheit?
Bewusst und unbewusst ausgeübte Körpersignale übertragen Informationen und Stimmungen ganz unmittelbar. Gerade bei Personen in Leitungsfunktion spielen die Signale eine große Rolle. Sie können Interaktionen bereichern oder hemmen. So wirken z. B. einladende Gesten der Arme unterstützend und beruhigend, die erhobene Hand hingegen bedrohlich und einschüchternd.

Lesen Sie weiter in Musik, Spiel und Tanz 2019/03.